Interview im Online-Magazin „Wirtschaft“ der IHK Arnsberg, Ausgabe 10/11 2020, Seite 16 (pdf, 5,7 MB).
Vielen Dank für die Berichterstattung.
Zuverlässigkeit, Ordnung, Höflichkeit: Umgangsformen haben nach wie vor Konjunktur. Nicole Schlepphorst ist Trainerin für Moderne Umgangsformen und weiß: Auch im Berufsleben hilft es, das eine oder andere zu beachten.
Eindruck, Dresscode, Begrüßung, Körpersprache: Worauf kommt es bei Umgangsformen
an?
Nicole Schlepphorst: Der erste Eindruck entsteht in Sekunden, manche sprechen sogar von Millisekunden. Er ist sehr entscheidend, zum Beispiel für den weiteren Verlauf eines Gesprächs. Das Gute daran ist, jeder kann das mit geringen Mitteln selbst beeinflussen: Lächeln, gute, gerade Körperhaltung und das Wissen, wer wen zuerst grüßt und begrüßt. Ein an die Situation angepasster Dresscode sollte nicht fehlen.
Wie haben sich Umgangsformen in den vergangenen Jahren verändert?
Die wirklich wichtigen Regeln, die für das Miteinander eine entscheidende Rolle spielen, haben sich nicht verändert. Werte wie Respekt – dazu gehören unter anderem Höflichkeit, Pünktlichkeit und Ordnung – sind genauso wichtig wie eh und je, sie erleichtern das Zusammenleben von uns allen. Daran ändern auch die Sozialen Medien nichts, so sehr sie unser Leben heute auch beeinflussen. Denn auch auf den unterschiedlichen Plattformen ist ein wertschätzender Umgang untereinander wichtig.
Haben junge Menschen ein Bewusstsein für solche Umgangsformen?
Sokrates hat schon damals (um 469 v. Chr., gestorben 399 v. Chr.) folgendes gesagt: „Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Altere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Wir sehen also, dass die Kritik der älteren Generation an der jüngeren schon immer ein Thema gewesen ist. Da sich in der heutigen Zeit die Situation für viele Familien erschwert hat, ist oftmals die Vermittlung von Werten nicht mehr so einfach. Es gibt viele alleinerziehende Elternteile, aber auch viele Familien, in denen es erforderlich ist, dass beide Elternteile arbeiten. Die gemeinsam verbrachte Zeit ist also deutlich geringer geworden. Somit findet der wohl wichtigste Faktor, das heißt das Vorleben der Werte, zu wenig statt. Das ist meiner Ansicht nach eine Tatsache, der wir uns alle stellen müssen. Von Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen, wird erwartet, dieses aufzufangen, was nahezu unmöglich ist.
Welche Rolle spiele Umgangsformen im Berufsleben?
Eine sehr entscheidende.
- Wer begrüßt wen zuerst?
- Wie ist das mit dem Duzen und Siezen?
- Wie stelle ich jemanden vor?
Wie verhalte ich mich bei Tisch oder in der Kantine? Es ist sehr hilfreich, sich gut auszukennen, um sich dann auf das Wesentliche, zum Beispiel in einer Verhandlung, konzentrieren zu können.
Gerade der Start ins Berufsleben ist eine große Umstellung: Welche Tipps haben Sie für Azubis?
Azubis sollten sich im Vorfeld gut über das Unternehmen informieren, in dem sie ihre berufliche Laufbahn starten. Gibt es einen bestimmten Dresscode? Wie wird es in dem Unternehmen mit Duzen und Siezen gehandhabt? Sind solche Fragen beantwortet, können Azubis von Anfang an das eine oder andere Fettnäpfchen umgehen.
Was sollte jeder – beruflich oder privat – im Umgang mit anderen Menschen beherzigen?
Für mich persönlich ist der Respekt vor anderen Menschen das Wichtigste. Wenn wir alle wertschätzend miteinander umgehen, funktioniert der Umgang reibungslos. Aber auch Werte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind sehr wichtig.
Knigge zum Berufsstart
Die Auszubildenden der Firma Borbet GmbH in Hallenberg-Hesborn und Bad Langensalza haben mit Nicole Schlepphorst wertschätzende Umgangsformen thematisiert: Erster Eindruck, Begrüßen, Duzen und Siezen und Dresscode standen auf dem Programm. Besonders Neuankömmlinge können so mehr Sicherheit im Umgang mit Kollegen und Führungskräften erlangen und der Einstieg in die Berufswelt wird erleichtert.