Beitrag in „Die Glocke“ vom 23.02.2020. Wiedergabe hier mit freundlicher Genehmigung und herzlichem Dank an Herrn Roland Hahn, Redaktionleiter.
Unter dem Titel „Benimm ist in!“ startet Ende Februar ein neues Angebot für Vorschulkinder und Erstklässler in der Oelder Familienbildungsstätte. Mit Nicole Schlepphorst (S), Trainerin für moderne Umgangsformen, sprachen die „Glocke“-Praktikanten Thora Krüger und Leon Theben (G) unter anderem über den Wert guten Benehmens und die wichtigste Tugend.
G: Warum ist für Sie gutes Benehmen von großer Bedeutung?
S: Gutes Benehmen erleichtert den Umgang mit anderen Menschen. Gerade in der heutigen Zeit ist das sehr wichtig, da wir besonders auch interkulturell gefordert sind.
G: Wie würden Sie gutes Benehmen definieren?
S: Eine für mich treffende Definition ist: wertschätzender Umgang mit anderen Menschen.
G: Haben sich die Benimmregel mit der Zeit verändert?
S: Die wirklich wichtigen Regeln, die für das Miteinander eine entscheide Rolle spielen, haben sich nicht verändert. Werte wie Respekt – dazu gehören beispielsweise Höflichkeit, Pünktlichkeit, Ordnung – sind genauso wichtig wie eh und je. Sie erleichtern das Zusammenleben von uns allen.
In Familien werden Werte immer seltener vorgelebt
Im Interview erläutert Knigge-Trainerin Nicole Schlepphorst den Weg zu gutem Benehmen. Auf diesem begleitet die Expertin schon die Jüngsten in Kindertagesstätten und beschreitet ihn mit Jugendlichen weiter durch die Schule bis zum Übergang in die Berufswelt.
G: Wie kann man Kindern gutes Benehmen beibringen beziehungsweise vermitteln?
S: In erster Linie ist das Aufgabe der Eltern. Da sich in der heutigen Zeit die Situation für viele Familien erschwert hat, ist oftmals die Vermittlung von Werten nicht mehr so einfach. Es gibt viele alleinerziehende Elternteile, aber auch Familien, in denen es erforderlich ist, dass beide Elternteile arbeiten. Die gemeinsam verbrachte Zeit ist also deutlich geringer als früher. Somit findet der wohl wichtigste Faktor, das heißt, das Vorleben der Werte, zu wenig statt. Das ist meiner Ansicht nach eine Tatsache, der wir uns alle stellen müssen. Von Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen wird erwartet, diese Entwicklung aufzufangen. Für diese Aufgabe sind aber nicht immer ausreichend Fachkräfte verfügbar, oder sie haben keine zusätzlichen Kapazitäten. Als Trainerin für moderne Umgangs formen biete ich ein auf Kindertagesstätten, Grundschulen und weiterführende Schulen ausgerichtetes Konzept an, das auf die Vermittlung von Werten ausgerichtet ist.
G: Warum machen Sie dieses Projekt speziell mit Vorschulkindern und nicht mit anderen Altersklassen?
S: Ich habe unter schiedliche Konzepte und fange in der Kindertagesstätte an, gehe weiter in die Grundschulen und weiterführende Schulen. Ich begleite die Jugendlichen bis in die Berufswelt.
G: Welches Benehmen ist für Sie ein absolutes „No Go“, zum Beispiel auf einer öffentlichen Veranstaltung?
S: Es stört mich persönlich, wenn mir Menschen auf einer Party nach angefangenem Small Talk sagen: „Ich hole mir mal ein Bier und komme dann wieder.“ Wenn sie dann nicht wiederkommen, ist es für mich klar: Wir hatten nicht dieselbe Wellenlänge. Das ist völlig in Ordnung, aber das lässt sich netter ausdrücken: „Da drüben sehe ich gerade Peter Meier, entschuldige bitte, den möchte ich gern jetzt persönlich begrüßen. Wir sehen uns sicher später noch einmal.“ Die Botschaft ist angekommen, aber ich fühle mich gut dabei. Wir haben nun einmal nicht alle dieselben Themen, die uns interessieren, oder möchten einfach nur den Abend nutzen, um möglichst offen für viele Gesprächspartner zu sein.