Warten

Auf Respekt und Pünktlichkeit setzen

Interview in der Glocke vom 12.11.2020
Vielen Dank an Frau Haunhorst  für die Genehmigung zur Veröffentlichung auf meiner Website.

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Nicole Schlepphorst ist Trainerin für Moderne Umgangsformen. Seit der Zertifizierung durch die IHK bietet die Lippstädterin beispielsweise in der Familienbildungsstätte in Oelde Kurse für jedes Alter an. „Die Glocke“ hat mit ihr über moderne Umgangsformen gesprochen.

„Die Glocke“:  Was macht gute Umgangsformen aus?

Schlepphorst:

Der Respekt vor anderen Menschen. Dazu gehören im Prinzip Werte wie Höflichkeit, Pünktlichkeit und ein gepflegtes Erscheinungsbild. Bezogen auf das Berufsleben sind sie die sogenannten Soft Skills von heute. Gute Umgangsformen regeln das Miteinander. Ich vergleiche das gern mit dem Straßenverkehr, dort wissen wir auch, dass wir bei Rot anhalten müssen und bei Grün gehen können.

„Die Glocke“: Welche Benimmregeln sollte man immer beachten?

Schlepphorst:

Respekt und Pünktlichkeit sollten immer beachtet werden. Besonders die Pünktlichkeit ist mir sehr wichtig, gerade in unserer hektischen Zeit. Es hat sich ein bisschen der Trend entwickelt, dass viele meinen, es reichte, sich damit zu entschuldigen, man habe so viel zu tun. Dass sie damit den anderen vor den Kopf stoßen, die wahrscheinlich genauso viel zu tun haben, merken die meisten nicht. Dabei ist Pünktlichkeit die Grundvoraussetzung für einen guten persönlichen Umgang.

„Die Glocke“: Gibt es Benimmregeln, die immer gleich bleiben?

Schlepphorst:

Die Grundwerte, die ich schon genannt habe, sind gleich geblieben. Ansonsten hat sich vieles von Generation zu Generation mittlerweile sehr gelockert. Es ist aber auch okay, dass verschiedene Generationen nach verschiedenen Benimmregeln handeln. Da muss man sich je nach Situation orientieren, zum Beispiel als Jugendlicher auch wissen, dass es nicht angemessen ist, einen Erwachsenen mit einem komplizierten Faustschlag zu begrüßen.

„Die Glocke“: Wie hinterlasse ich, zum Beispiel im Bewerbungsgespräch, einen guten ersten Eindruck?

Schlepphorst:

Der Handschlag sollte kräftig sein, aber nicht zu stark. In meinen Kursen überprüfe ich das persönlich bei den Teilnehmern beziehungsweise zeige selbst, welcher Druck zu lasch ist und welcher zu stark. Ein zu starker Händedruck kann schnell zu dominant wirken, ist er zu schlaff, entsteht der Eindruck von Unsicherheit. Außerdem sollte sich der Bewerber vorher gut informieren und sich sinnvolle eigene Fragen überlegen. Gut kommt zum Beispiel die Frage an, welche Erwartungen die Firma, die Vorgesetzten, an einen selbst stellen würden.

Eine korrekte Anrede ist wichtig“

„Die Glocke“:  Welchen Dresscode sollte man im Beruf beachten?

Schlepphorst:

Das ist natürlich von Branche zu Branche unterschiedlich. Allgemein sind ein gepflegtes Äußeres und ein leichter oder im Zweifelsfall auch gar kein Duft wichtig. Besonders die Kleidung, Haare und Gesicht sollten sauber und gepflegt sein. Für Frauen gilt, kein zu tiefes Dekolleté zu tragen und keinen knallroten Lippenstift, schließlich will man für sein Können und nicht für sein Äußeres wahrgenommen werden. Die Haare sollten aus dem Gesicht gebunden werden, das macht einen offeneren Eindruck.

„Die Glocke“:  Welche Etikette-Regeln gibt es bei E-Mail-Kontakten?

Schlepphorst:

Eine korrekte Anrede ist wichtig, ebenso sind es Groß-und Kleinschreibung. Nur damit kann man einen Text richtig verstehen und aufmerksam lesen. Außerdem sollte der Verfasser die Betreffzeile aussagekräftig formulieren, damit der Empfänger diese E-Mail auch wirklich liest.

Auch mit Mundschutz kann man sich freundlich begrüßen

„Die Glocke“:  Worauf muss man im Beruf bei Telefonanrufen achten?

Schlepphorst:

Gerade jetzt im Corona-Homeoffice sollten Sie auf störende Nebengeräusche achten. Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Ihr Gesprächspartner die Kaffeemaschine oder das hereinplatzende Kind höchstwahrscheinlich auch hören kann. Wenn Sie nebenher etwas abtippen müssen, erklären Sie am besten ehrlich den Grund dafür, da auch das stören kann. Sollte es sich um ein wichtiges Gespräch handeln, empfiehlt es sich, aufzustehen, dann klingt die Stimme anders. Bei der Begrüßung sollten Sie daran denken, dass das, was hängen bleibt, immer zum Schluss kommt, Sie also Ihren Vor- und Nachnamen am Ende nennen.

„Die Glocke“:  Wie sieht eine korrekte Begrüßung aus?

Schlepphorst:

Eine korrekte Distanz ist wichtig, das heißt: nicht zu nah und nicht zu weit weg. Außerdem Augenkontakt halten und lächeln. Ein Küsschen zum Beispiel ist schon sehr intim, das würde ich nicht machen, es sei denn, man befindet sich in einem Kulturkreis, in dem das üblich ist.

„Die Glocke“:  Wie kann momentan eine Begrüßung aussehen?

Schlepphorst:

Ich habe mit Kindern aus der Nachbarschaft in einem Video ausprobiert, wie man sich mit Mundschutz freundlich begrüßen kann – es geht auf jeden Fall, ein Lächeln ist auch über die Augen erkennbar. Anstelle eines Handschlags gibt es verschiedene Varianten wie den Ellbogen-Check oder die Füße gegeneinander zu kicken. Das ist mir persönlich etwas zu aggressiv. Ich finde die Geste schön, eine Hand aufs Herz zu legen und damit zu signalisieren, dass man sich freut, den anderen zu sehen.

„Die Glocke“: In welcher Reihenfolge sollte man bei einem Geschäftsessen die Leute begrüßen?

Schlepphorst:

Im Allgemeinen gilt, dass nach der Hierarchie begrüßt wird, der Chef ist zuerst dran. Bei einem Geschäftsessen gehe ich davon aus, dass Sie sich vorher informiert haben, wer anwesend ist. Sollten Sie dann doch einmal die Namen vergessen haben, fragen Sie nach. Ehrlichkeit ist dabei immer die beste Lösung.

„Die Glocke“: Haben Sie Tipps für guten Smalltalk?

Schlepphorst:

Immer gut sind positive Themen wie Kunst, Kultur, Architektur, Reisen und Essen. Im Prinzip sollten Sie alles vermeiden, was eine negative Atmosphäre verursacht, zum Beispiel Themen wie Scheidung oder Krankheiten. Verlassen Sie sich auf Ihre Beobachtungsgabe. Hängen zum Beispiel auffällige Bilder im Raum, kann Kunst ein guter Eisbrecher sein. Letzten Endes ergibt sich das wie bei einem lockeren Pingpong-Spiel.