Kinder werden spielend zu Benimm-Experten

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Beitrag der Tageszeitung „Die Glocke„, von Donnerstag, 6. Juni 2019:

„Kinder werden spielend zu Benimm-Experten“


Wadersloh (gl). „Bei uns gilt die Regel, dass man immer alles probieren muss“, sagt Jana. „Ich muss sitzen bleiben, bis alle fertig sind“, ergänzt Josefin. Nicole Schlepphorst nickt wohlwollend. Mit Tischmanieren kennen sich die Vorschulkinder vor ihr schon ganz gut aus.
Die Knigge-Trainerin ist im DRK-Kindergarten „Villa Kunterbunt“ zu Gast. An drei Terminen absolvieren die Mädchen und Jungen, die im Sommer zur Grundschule wechseln, bei ihr einen „Benimm-Kursus“. Heute geht es um das gute Benehmen bei Tisch.
Im Bewegungsraum des Kindergartens erstellen die Steppkes eine Gedankensonne – Was gehört sich beim Essen, was ist nicht so fein? „Sollte man während des Essens in der Nase bohren?“, fragt Schlepphorst. „Igitt“, und „Nein“, rufen die Kinder. „Und sollte man so sitzen?“ Die Trainerin für moderne Umgangsformen fläzt sich auf den Boden. „Nein“, schreien die Kinder lachend. „Wie denn dann?“, entgegnet die Lippstädterin. Alle Kinder strecken den Rücken durch, recken das Kinn nach vorne. Nicole Schlepphorst grinst und gibt den Mädchen und Jungen einen Tipp: Zwischen Po und Lehne sollte eine Maus passen, zwischen Bauch und Tischkante eine Katze. Was genau das heißt, probieren die Kinder sofort aus. Ihre Trainerin hat die passenden Stofftiere mitgebracht, auf diese Art macht Lernen doppelt Spaß.
Nach und nach füllt sich die Gedankensonne. Die Kinder merken sich, dass man vor dem Essen die Hände wäscht, am Tisch nicht mit dem Handy oder anderen Dingen spielen sollte, stattdessen Messer und Gabel in die Hand nimmt. „Ihr macht das richtig gut“, lobt Nicole Schlepphorst. Ihr sei es wichtig, keine starren Regeln zu vermitteln, sagt sie. Gutes Benehmen sei vielmehr eine Lebenseinstellung. Zuhören findet sie gerade in der heutigen Zeit extrem wichtig. Und ein respektvoller Umgang, der damit anfängt, dass man sich beim Reden in die Augen schaut.
In Familien werde immer seltener zusammen gegessen. Tischmanieren lernten sich daher nicht mehr so einfach im Elternhaus. Nicole Schlepphorst hat das erkannt und gibt Benimm-Kurse für Kinder und Jugendliche. Sie war zum Beispiel in der Villa Kunterbunt.

Die Hand geben und sich dabei in die Augen schauen

Wadersloh (alh). Kurze Verschnaufpause. Die Knigge-Expertin kramt eine Handpuppe aus ihrer Tasche hervor. Das Monster heißt „Upps“ und benimmt sich manchmal gar nicht so fein. Jetzt soll es den Tisch decken. Oje – Messer, Löffel und Gabeln fliegen durch die Gegend. Die Kinder kugeln sich vor Lachen. Sie können das selbstverständlich viel besser. „Ich helfe meiner Mutter immer“, sagt eins der Mädchen stolz.
Doch wo genau müssen Messer, Gabel und kleiner Löffel liegen? Und wie sieht die Reihenfolge aus, wenn mehrere Gänge serviert werden? Die Mädchen und Jungen schauen etwas ratlos. Nicole Schlepphorst zeigt ihnen ein Ausmalbild. Hier ist genau abgebildet, wie in einem schicken Restaurant der Tisch gedeckt ist. Puh, das sieht kompliziert aus. Die Kinder probieren es trotzdem aus. Klappt prima. Dann wird es richtig kniffelig. Immer paarweise verlassen die baldigen Schulkinder den Raum, die anderen entfernen inzwischen Teile des festlichen Gedecks vom Tisch. Merken das die Zurückkommenden? Klar, und zwar blitzschnell. Nicole Schlepphorst ist begeistert. Die Kindergartenkinder der Villa Kunterbunt sind schon echte Benimm-Experten – und das nicht nur in Sachen Tischmanieren. Sie haben in dem Kursus auch die so genannten Zauberwörter gelernt und wissen, wie man sich richtig begrüßt und verabschiedet. „Hand geben und sich in die Augen schauen“, macht Milan vor.“